Eröffnung der Tage der jüdischen Kultur und Geschichte 2022

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2022
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Gestern (18. Oktober)

sind sie im Forum Gestaltung mit der Verleihung des Hermann-Spier-Preises an Beate Seibert eröffnet worden die Tage der jüdischen Kultur und Geschichte Magdeburg 2022.

Karsten Troyke und El Alemán gaben ein begeisterndes Konzert.

Aus der Begrüßung von Norbert Pohlmann:

Schön, dass Sie so viele gekommen sind, und wir die Tage der jüdischen Kultur und Geschichte Magdeburg 2022 hier im Forum Gestaltung gemeinsam eröffnen können. Es sind bereits, wie Sie wissen, die 15. ihrer Art und nicht mehr wegzudenken aus dem Kulturleben in der herbstlichen Stadt, die reicher wird dadurch und bunter.

Vor Kurzem begrüßten Jüdinnen und Juden ein neues Jahr, Jom Kippur wurde gefeiert, der höchste der jüdischen Festtage, und nun stehen Kulturtage an, die das urban Gemeinsame aller einmal mehr in den Mittelpunkt rücken, Begegnungen ermöglichen, respektvolle Gespräche in dieser so oft sprachlos machenden Zeit, die emotionale Momente schaffen und viele Gelegenheiten bieten für einen unterhaltsamen Zuwachs an Erkenntnissen als Voraussetzung für eine gelebte Empathie im Miteinander. Gegenwärtiges wird in den Blick genommen, aber auch

Geschichtliches. Und Zukünftiges, trotz und gerade wegen der vielen Antinomien, die spürbarer werden, Alltag beherrschen und eben deshalb umso dringender Antworten brauchen. Lösungen, Losungen helfen da nicht. Wir sollten nicht unterschätzen, was Kultur vermag, was ihre Abwesenheit gebiert, ist vielerorts zu erleben.

Ich habe für heute eine lange Rede geplant: vieles brennt buchstäblich auf den Nägeln, aber je mehr ich schrieb, umso kürzer wurde sie. Sprachloser.

Doch wir Gegenwärtige spielen eine Rolle in der Geschichte. Darauf haben wir uns stets aufmerksam gemacht, nicht nur, aber auch sehr dezidiert zu den Tagen der jüdischen Kultur, --- dass wir Gegenwärtige aber eine solch existentielle Rolle zu spielen gezwungen sind, ist eine neue, manchmal eben sprachlos machende, auch lähmende Qualität. Sprachlos dürfen wir nicht sein. Und lahm auch nicht.

Als wir anfingen mit den Tagen der jüdischen Kultur und Geschichte in Magdeburg, vor 14 Jahren, da gab es die Hoffnung, dass wir dieses „Format“ irgendwann nicht mehr bräuchten, wie es keine Tage der deutschen oder christlichen Kultur gibt. Jüdische Kultur wird organischer, „normaler“ Bestandteil unserer Alltagskultur geworden sein, dachten wir. Heute sind die Tage der jüdischen Kultur wichtiger denn je, und das nicht nur, was erschreckend genug wäre, weil antisemitische Haltungen und Handlungen die Gesellschaft zu vergiften drohen, wir brauchen sie auch ganz grundlegend, weil die reiche jüdische Kultur eben auch beiträgt, so manchen Knoten im kleinen wie im großen Miteinander gar nicht erst entstehen zu lassen resp. ihn da zu entwirren hilft, wo er sich leider schon gebildet hat.

Bis zum 26. November 2022 sind die Magdeburgerinnen und Magdeburger und die Gäste der Stadt zu fast 30 Veranstaltungen unterschiedlichster Formate, Gattungen und Genres eingeladen.

Im Veranstaltungsflyer finden Sie alle Angebote und die Partnerinnen und Partner, Unterstützerinnen und Unterstützer, die allesamt mitwirken an den Tagen der jüdischen Kultur und Geschichte Magdeburg 2022 oder nach jüdischem Kalender 5783, einem Jahr, das nicht nur für das jüdische Leben, die jüdische Religion, die jüdische Kultur in Magdeburg historisch zu nennen ist: denn, sie wissen es, am 14. September oder 18. Elul wurde der Grundstein gelegt für den Bau der neuen Synagoge, unweit der vor 84 Jahren zerstörten.

Vielen Dank für Ihr Interesse.

Schalom.